Handglocken
Glocken kennen wir in unseren Breiten meist nur als große Kirchenglocken, als Kuhglocken oder allenfalls noch als handliche Werkzeuge, um in großen Räumen für Ruhe zu sorgen. Oft haben sie nur die Aufgabe, die Zeit anzugeben, zum Gottesdienst zu rufen oder einfach Aufmerksamkeit zu erregen.
Doch mit Glocken Musik zu machen, ist uns eher fremd, sieht man einmal von den Glockenspielen auf Kirchtürmen oder Rathäusern ab. Dabei spielt gerade diese Verwendung von Glocken in anderen Regionen und Kulturen eine weitaus größere Rolle als bei uns. So verkörperte im China des 2. vorchristlichen Jahrtausends der Glockenklang die Harmonie zwischen Himmel und Erde und besaß einen dementsprechenden Stellenwert. Im englischen Raum begann man im 8. Jahrhundert, die unschön klingenden Blechglocken durch klangvolle Bronzeglocken zu ersetzen.
Lothar und Christiane Mohn gründeten im Jahr 1997 einen „Handbell-Choir“, einen Handglockenchor, beheimatet in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, Hannover; er ist einer von insgesamt nur 30 dieser Ensembles im ganzen Bundesgebiet. Ca. 12 Musiker zählen zu dem Kreis, der sich unter Leitung des hannoverschen Kirchenmusikdirektors mit 61 Bronzeglocken beschäftigt. Instrumente und Noten kommen aus den USA, wo bei fast 40% aller Kirchengemeinden ein Handglockenchor so selbstverständlich ist wie eine Orgel.
Der volle und warme Klang der Handglockenchöre findet auch bei uns mehr und mehr Freunde. Und noch in einer anderen Hinsicht sind Handglockenchöre etwas besonderes: Während in jedem Chor jeder seine eigene Stimme selbständig ausführt, setzen im Handglockenchor viele Musiker gemeinsam Melodie und Begleitung wie aus Einzelbausteinen zusammen und jeder trägt eine große Verantwortung für das Ganze - eine besondere Leistung und gleichermaßen ein Erlebnis für Hörer und Spieler.
Das Instrumentarium umfasst fünf Oktaven, jeder Musiker ist für 1 bis 4 Glocken verantwortlich, im richtigen Moment die richtige Glocke mit der richtigen Technik zum Klingen zu bringen. Eine nicht gerade leichte Aufgabe - auch im wörtlichen Sinne, denn die großen Glocken wiegen knapp 3 Kilogramm. Es gibt spezielle Techniken, um alle Feinheiten der Musik auch mit dem Gummiklöppel in den Glocken ausdrücken zu können: forte und piano, Triller, Echo, gebunden und abgesetzt.