3. Bild
Die mittleren Bilder erzählen von der Entstehung des Klosters. Das linke Bild stellt die Legende dar, nach der an der Leine ein Marienbildnis angeschwemmt wurde, dass später dem Kloster seinen Namen gab. Maria gilt als das Urbild der Kirche: wie Maria durch gläubige Hingabe das Wort Gottes, Jesus Christus, empfängt und zur Welt bringt, so wird auch die Kirche durch Gehorsam im Glauben zur Herberge des Sohnes Gottes, den sie immer neu in Wort und Sakrament der Welt übergibt.
Die christlichen Legenden wollen die Seele des Menschen mit dem Ewigen in Berührung halten. Gültige Gedanken sprechen sich in Geschichten aus, die sich nur dem erschließen, der bereitwillig und geduldig hört und sich dem Ungewohnten nicht verschließt. Die Legende vom angeschwemmten Marienbild deutet an, dass das Kloster, das hier entstand, nicht einer menschlichen Laune, sondern dem Gehorsam gegenüber einem göttlichen Zeichen zu verdanken ist.
Die Verehrung der Gottesmutter war zu der Zeit völlig selbstverständlich und unproblematisch. Man wussste noch, dass der Glaube seine eigene Logik hat, ja, dies gerade zu seinem Wesen gehört. Nur so ist das Mysterium der Geburt Jesu zu verstehen, das zugleich das Mysterium der Kirche ist. "Die Erlösung sollte nicht aus dem Fortgang der Geschichte selbst, nicht aus einem wenn auch noch so gewaltigen innergeschichtlichen Vorstoß, sondern aus der reinen Initiative Gottes hervorgehen," sagt Romano Guardini.
Maria als Namenspatronin ist für die Klosterinsassen wie auch für die Gläubigen, die sich zum Gottesdienst versammeln, Vorbild. Ihr Lobgesang, den die Kirche Abend für Abend in der Vesper singt, ist so etwas wie eine Beschreibung des göttlichen Heilshandelns, das sich wohltuend von den Handlungsweisen in der Welt abhebt. Gott ist es, der die Niedrigkeit ansieht, und Barmherzigkeit von Geschlecht zu Geschlecht denen gewährt, die ihn fürchten. Von ihm werden zerstreut, "die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Die Gewaltigen stößt er vom Thron und die Niedrigen erhebt er." (Vergl. Lukas 1,46 ff)
Denen aber, die in die Kirche eintreten und an der Tür das Bild der Gottesmutter erblicken, gilt das Wort, das Maria auf der Hochzeit zu Kana zu den Dienern sagt, denen der Wein ausgegangen war: "Was er euch sagt, das tut." - "Sie gibt nicht den Dienern Anweisungen, sondern weist auf Christum: Höret, was er sagt! Nie hat Maria ein schöneres Wort zu den Doktoren gesagt, das ihr zur höchsten Ehre gereichen muss. Wo die Christenheit und die wahren Prediger sind, da sagen sie auch: Höret Ihm zu" (Martin Luther)!